In den vergangenen Jahrhunderten stützte sich die Wirtschaft im Resiatal hauptsächlich auf die begrenzten, rund um die Dörfer bebauten Ackerflächen , während ausgedehntes Weideland und Wälder von den Bewohnern gemeinschaftlich genutzt wurden. Die Viehzucht und der Verkauf von Käsereiprodukten gehörten zu den wichtigsten Tätigkeiten. Die Einkünfte daraus wurden durch andere Arbeiten, etwa die der Weberei, ergänzt. Eng an die Herstellung von Textilien geknüpft war der Handel der kramarji, der Wanderhändler, die zu bestimmten Jahreszeiten auszogen. Die saisonale Migration, die bereits für das 14. Jahrhundert dokumentarisch belegt ist, vollzog sich in jüngerer Vergangenheit in zwei Zeiträumen: Von Ende Januar bis Anfang Juni, mit der Rückkehr im selben Monat für die Land- und Hirtenarbeiten und dem neuerlichen Aufbruch nach ferragosto (Mariä Himmelfahrt) mit der Rückkehr in den ersten Dezembertagen.
Wirtschaft, Handel und
saisonale Arbeitsmigration
Demnach war in jener Zeit auch in Resia, wie im gesamten friulanischen Bergland, die Tätigkeit des Wanderhändlers/kramar eine florierende Beschäftigung, die bis in die Anfänge des 20. Jahrhunderts heraufreichte . Die wichtigsten Ziele waren hauptsächlich Regionen, in denen auch slawische Sprachen gesprochen wurden, wie zum Beispiel Österreich, Böhmen und Mähren , wo auch Eisenwaren – wie Messer und Scheren – gehandelt wurden.
Wie ausführlich dokumentiert, hatten die Wanderhändler ein gutes Bildungsniveau und konnten in verschiedenen Sprachen lesen und schreiben.
Dies ermöglichte es manchen, mit ihren Handelstätigkeiten einen beachtlichen Wohlstand zu erwirtschaften, ihre Familien zu unterstützen, Häuser zu bauen , zur Errichtung und Renovierung von Sakralbauten beizutragen und – insbesondere im 13. Jahrhundert – für einen beträchtlichen Geldfluss in die Dörfer des Tales zu sorgen. Schrittweise entwickelte sich diese saisonale Migration zu einer temporären und schließlich zu einer dauerhaften Auswanderung. Viele kehrten nicht mehr ins Tal zurück, sondern ließen sich anderswo nieder – anfangs in einigen mitteleuropäischen Ländern und viel später, infolge der geopolitischen Veränderungen des 20. Jahrhunderts, auch in Italien.
Von Wanderhändlern entwickelten sich die Resianer zu niedergelassenen Gewerbetreibenden, die ortsfeste Läden in verschiedenen europäischen Städten eröffneten, wodurch sie jedoch die wirtschaftliche Struktur des Tales schwächten, die vorwiegend auf den Geldsendungen der letzteren basierte. Schon seit dem Ende des 18. Jahrhunderts konnte man eine mit dem friulanischen Bergland verwurzelte Spezialisierung bei den Berufen der Abwanderer aus den einzelnen Dörfern verzeichnen. Im ganzen Resiatal, vor allem in Stolvizza, und ebenso in Ligosullo, Paularo und Treppo Carnico in Karnien entwickelte sich der Beruf des Scheren- und Messerschleifers/brüsar .