1918 markierte das Ende von Österreich-Ungarn. Mit dem Zusammenbruch der Monarchie und der Erhebung der Nationalstaaten änderte sich die geopolitische Situation ganz Zentraleuropas radikal. Und Resia blieb von diesen bedeutenden Änderungen nicht ausgeschlossen. Schon beim Anschluss an Italien 1866, teilte es dieses Schicksal, auch wenn in einer ersten Phase der Austausch in Richtung der österreichischen Monarchie nicht beeinträchtigt war, wie es die vielen erhaltenen Pässe im Geschichtsarchiv der Gemeinde Resia zeigen.
Von der Monarchie zum Wirtschaftsboom
Das Ende der Österreichisch-Ungarischen Monarchie, der Anschluss an Italien und die beiden Weltkriege.
Die Tragödie des Großen Krieges traf auch die resianische Bevölkerung und zwang sie 1917 zur Flucht .
Die Ziele waren vorwiegend Mittel- und Süditalien. In dieser schwierigen Zeit raschen Wandels und harter internationaler Konflikte änderte sich auch die sozio-ökonomische Ordnung der gesamten Alpen-Adria-Region. Die resianischen Scherenschleifer, die sich überwiegend nach Osten in die mittel- und nordeuropäischen Regionen des Kaiserreichs wandten, mussten ihre Ziele ändern und den Städten Osteuropas weiter westlich liegende Orte vorziehen. Die saisonale und/oder temporäre Migration wurde von einer dauerhaften Auswanderung abgelöst, die die bereits emigrierten Personen, aber auch deren Familien betraf. Zwischen den beiden Weltkriegen entschlossen sich manche von ihnen, sich in den großen Zentren Osteuropas niederzulassen. In dieser Zeit „entdeckten“ die europäischen Migrationsflüsse neue Wege und wandten sich anderen Kontinenten – Amerika und Ozeanien – zu.
Auch die Resianer begannen sich in Richtung dieser neuen Nationen einzuschiffen – einige reisten aus italienischen Häfen ab, andere, die schon in andere Länder Europas ausgewandert waren, aus anderen Orten . Viele von ihnen kamen nicht mehr ins Resiatal zurück. Das Auseinanderfallen des Systems von Abreise und Rückkehr aus und in das Resiatal veränderte die demografische, soziale und wirtschaftliche Situation grundlegend. Dieser neue Migrationsstrom wurde von Francesco Micelli und Javeier Grossutti in einer Publikation („Ti Rosajanski po sfetü/ I resiani nel mondo“ / [Die Resianer in der Welt], 2001, Seite 5) analysiert, wo man, dank der Einblicke in die Dokumente des Archivs des Einwohnermeldeamtes der Gemeinde Resia und des Archives der A.I.R.E. (Einwohnermeldeamt der im Ausland lebenden Italiener), die komplexe Geschichte der resianischen Emigration nachzeichnen konnte und man versuchte, ein Personenstandsregister der Emigranten zu erstellen. Diese Untersuchung befasst sich mit den Migrationsbewegungen ab 1919 und erfasst die bevorzugten Destinationen der Resianer in den verschiedenen Zeiträumen des 20. Jahrhunderts.